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Pfand für Europaletten: Langfristige Nutzung statt Wegwerfprodukt

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Pfand für Europaletten: Langfristige Nutzung statt Wegwerfprodukt

Die Europalette: Ohne sie geht schon lange nichts mehr im weltweiten Warenverkehr, täglich werden Tonnen von Lebensmitteln und Handelswaren auf den Holzbrettern transportiert. Doch nicht nur Spediteure nutzen die Europalette: In letzter Zeit finden an ihnen zunehmend auch DIY-Fans Gefallen und bauen damit preiswerte Betten oder Balkonmöbel. Aber wussten Sie, dass auf Europaletten ein Pfand fällig wird?  

Wie hoch ist das Pfand auf Europaletten?

Sie können Europaletten entweder kaufen oder sie erhalten diese gegen Zahlung eines Pfands. Händler erheben in der Regel ein Pfand zwischen 25 und 30 Euro pro Europalette. Die Pfandhöhe liegt über dem Neupreis, damit das umweltfreundliche, wiederverwendbare Produkt möglichst lange im Lieferkreislauf erhalten bleibt. Die Höhe des Pfands soll abschreckend wirken und so Missbrauch verhindern. Gibt man die Europoolpalette, wie sie eigentlich heißt, später wieder an den Händler zurück, erhält man das Pfand wieder. Das System ist also das gleiche wie bei Getränkekästen.  

Die Europalette sollte ursprünglich als einheitliche Norm den Warenverkehr und die Warenlagerung in Europa vereinfachen. Zertifizierte Produzenten von Europaletten haben übrigens eine Lizenz der European Pallet Association (EPAL). Nach Angaben von EPAL befinden sich mehr als 25 Mio. Europaletten im Umlauf – sie bilden damit das weltweit größte Tauschsystem zwischen Verwendern. 

Europaletten-Pfand: Kölner oder Bonner Pfandsystem

Beim Kölner Pfandsystem werden Europaletten direkt ausgetauscht, sodass kein Pfandbetrag fällig bzw. ausgezahlt wird. Bringt ein Spediteur für Lebensmittel seinem Kunden, einem Supermarkt, beispielsweise Waren auf insgesamt zehn Europaletten, bekommt der Spediteur sofort dieselbe Anzahl leerer Europaletten zurück. Voraussetzung für den direkten Tausch ist jedoch, dass die eingetauschte Ware den Anforderungen des Paletten-Tauschpools entspricht (siehe Europaletten-Pfand: Wert ist abhängig vom Zustand). 

Beim Bonner System erhält der Spediteur die zehn Paletten dagegen nicht sofort zurück, sondern er übergibt sie dem Kunden auf unbegrenzte Zeit. Aus diesem Grund zahlt der Kunde dem Spediteur eine Pfandgebühr. Er erhält das Pfand vom Spediteur zurück, sobald er ihm die Europaletten wieder aushändigt.

Europaletten-Pfand: Wo abgeben?

Sie haben nach Bauarbeiten noch Europaletten der Baufirma übrig, und nun fragen Sie sich, was Sie damit tun sollen? Sehen Sie sich zunächst Ihren Lieferschein an: Wurde für die Paletten ein Pfand berechnet, können Sie diese direkt bei dem Unternehmen zurückgeben. Erkundigen Sie sich am besten vorher, ob die Firma die Paletten bei Ihnen abholt oder ob Sie sie selbst zurückbringen müssen.  

Die sperrigen Paletten privat zu transportieren, ist schwierig. Überprüfen Sie daher als Erstes, ob es sich tatsächlich um Europaletten oder um sogenannte Einwegpaletten handelt. Letztere sind nicht Teil des Pfandsystems und müssen als Altholz entsorgt werden. 

Europaletten: Pfand einlösen oder verkaufen?

Europaletten, die Sie nicht mehr benötigen, können Sie nicht nur bei Unternehmen zurückgeben, die am Tauschverfahren teilnehmen, sondern auch bei An- oder Rückkäufern von Europaletten. Diese zahlen in der Regel jedoch deutlich weniger als den Pfandbetrag.  

Frachtpapiere für ausgehändigte Europaletten weisen häufig eine sogenannte Ausschlussklausel auf. Danach müssen Händler nur die Anzahl an Europaletten gegen Pfand zurücknehmen, die sie zuvor auch ausgehändigt haben. Das soll verhindern, dass Händler für eine Vielzahl von Paletten den hohen Pfandpreis bezahlen müssen. 

Händler dürfen ebenfalls vereinbaren, dass sie ausschließlich diejenigen physischen Exemplare zurücknehmen, die sie dem Kunden zuvor ausgegeben haben. Dieses Vorgehen ist jedoch selten.  

Europaletten-Pfand: Wert ist abhängig vom Zustand

Im Pfandsystem tauschfähig sind nur neue, neuwertige, gebrauchte und von lizenzierten Unternehmen reparierte Europaletten. Nach dem ersten Rücklauf wird eine neue Europalette nur noch als neuwertig, nach insgesamt drei Rückläufen als tauschfähig klassifiziert. Dabei gilt: Die Europaletten müssen im gleichen Zustand zurückgegeben werden, in dem man die Exemplare erhalten hat. Hat sich die Klassifizierung zum Zeitpunkt des Tauschs geändert – befinden sich die Paletten bei Abgabe also in einem schlechteren Zustand –, können Teile des Pfands einbehalten werden. So wird der Wertverlust der Europaletten ausgeglichen.

Europaletten-Pfand: Wert ist abhängig vom Zustand

Achten Sie darauf, ob es sich bei den Paletten, die Sie kaufen oder in Empfang nehmen, wirklich um Europaletten handelt. Betrüger nutzen das Pfandsystem für sich aus, indem sie falsche, unlizenzierte Paletten einschleusen. Sie erkennen zertifizierte Europaletten an dem Aufdruck „EPAL“. Europaletten haben nach der Europäischen Norm (EN 13698-1) zudem standardisierte Maße (z. B. EUR1: 800 x 1200 x 144 mm).

Wann sind Europaletten nicht mehr tauschfähig?

Bei diesen Mängeln oder Beschädigungen sind Europaletten nicht mehr tauschfähig: 

  • Brett fehlt teilweise oder vollständig. 

  • Brett ist so abgesplittert, dass mehr als ein Nagelschaft zu sehen ist. 

  • Brett ist quer oder schräg gebrochen. 

  • Klotz fehlt/ist so gebrochen, dass mehr als ein Nagelschaft zu sehen ist/ist verdreht und ragt mehr als einen Zentimeter über die Außenkante hinaus. 

  • EPAL-Kennzeichnung fehlt an beiden Ecken einer Längsseite. 

  • Tragfähigkeit ist nicht mehr gewährleistet (z. B. wegen morscher Bretter oder Absplitterungen). 

  • starke Verschmutzung 

(THH)

Foto(s): ©Pexels/Tom Fisk

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