Abfindung im Arbeitsrecht: Gesetzliche Regelungen – und die Wirklichkeit

  • 1 Minuten Lesezeit

Bei arbeitgeberseitiger Kündigung eines Arbeitsvertrages oder bei Abschluss eines Aufhebungsvertrages besteht in der Regel kein gesetzlicher Anspruch auf eine Abfindung.

Auf das Risikio kommt es an

Abfindungen werden jedoch häufig vereinbart: So enden ungefähr 80 % (!) aller Verfahren vor dem Arbeitsgericht mit einem Vergleich, wenn um die Rechtmäßigkeit einer Kündigung oder Befristung gestritten wird. Meistens weil es dem Arbeitgeber nicht gelingt, einen Grund für die Beendigung darzulegen.

Oder er scheut das Risiko eines Prozesses. Denn: Der Arbeitgeber trägt ein erhebliches Risiko. Kommt das Arbeitsgericht zu dem Ergebnis, dass kein Grund vorlag, verliert er den Prozess. Dann muss er den Lohn rückwirkend zahlen ohne dass der Arbeitnehmer nacharbeiten muss. Es besteht für ihn also das Risiko Lohn ohne Arbeit zu zahlen.

Höhe der Abfindung

Für die Verhandlung über die Höhe der Abfindung existiert keine gesetzliche Regelung. Arbeitsrichter schlagen meistens ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr vor. Es handelt sich dabei nur um eine Faustformel.

Entscheidender für die Höhe ist, ob es einer Partei gelingt, Druck aufzubauen und wie die wirtschaftlichen Verhältnisse sind. Ertragsschwache Arbeitgeber können regelmäßig nicht so hohe Abfindungen zahlen. In wirtschaftlich guten Zeiten sind die Abfindungen höher. Auch spielt eine Rolle, ob der Arbeitnehmer bereits eine neue Stelle hat.

Abgaben: Steuern und Sozialversicherung

Die Abfindung ist frei von Abgaben für die Sozialversicherung. Dies stellt einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil dar. Der Arbeitnehmer behält netto circa 21 % mehr über als bei der Zahlung von Lohn und Gehalt.

Der Arbeitnehmer muss jedoch Steuern zahlen. Die Fünftel-Regelung im Einkommenssteuerrecht gewährt aber einen erheblichen Steuervorteil.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Rainer Polzin

Beiträge zum Thema